Bodenwerder

Wie Münchhausen die Stadt prägte

Wundersam. Baron Münchhausen verstand es, seine Zuhörerschaft in seinen Bann zu ziehen. Das wird nirgends besser augenscheinlich als hier, an seinem Geburtsort Bodenwerder.

Da ist im Park neben dem Münchhausen-Museum eine passende Skulptur zu erkennen. Ein halbes Pferd ragt aus dem Sumpf. Der Freiherr, am 11. Mai 1720 im Gutshaus seiner Eltern in der Nähe geboren, hängt an seinem Ross und zieht mit der rechten Hand an seinem Schopf.

Die Geschichte dazu liest sich so: „Wer jemals bei einem Ausflug in einem Sumpf zu versinken droht, der sollte sich an diese Geschichte erinnern, die ich wirklich genauso erlebt habe.

Bei einem Ausflug gerieten mein Pferd und ich eines Tages in sumpfiges Gelände. Es gab keinen anderen Weg, also mussten wir das Hindernis überspringen. Den ersten Anlauf hatte ich zu kurz berechnet.

Im Flug machten wir kehrt und landeten sicher auf der Absprungstelle. Wir setzen zum zweiten Sprung an. Nun konnten wir nicht in der Luft wenden und landeten auf dem morastigen Untergrund.

Was geschah? Mein Pferd und ich sanken sofort tief ein. Doch zum Glück konnte ich mich an meinem eigenen Haarschopf aus dem Sumpf ziehen. 

Dass ich dabei auch mein treues Pferd gerettet habe, versteht sich. Es ist eben doch von Vorteil, wenn man einen gut trainierten Körper hat."

Wer wäre heute mit einem Lügen-Baron vergleichbar?

Am Brunnen in der Innenstadt werden sogar drei seiner fabelhaften Geschichten nachempfunden. Bodenwerder verehrt seinen berühmten Sohn auf diese Weise. Es wird aber auch klar, dass er auf der Krim und nahe bei Riga, wo er für die russische Zarin kämpfte, viel erlebt hatte.

Jetzt schmückte er nach seiner Rückkehr diese Geschichten aus. Er soll gesagt haben: „Wenn du eine erlogene Geschichte oft genug erzählst, glaubst du sie am Ende selbst.“ Das aber tut nicht einmal seine Zuhörerschaft heute. Schmunzeln ist die häufigste Reaktion, wobei im Zeitalter der „gefälschten Nachrichten“ manch einer ins Nachdenken gerät.

Wie lassen sich denn heute „Münchhausen-Geschichten“ entlarven? Wieviel Münchhausen steckt im Internet? Mit welcher aktuellen Figur wäre der Freiherr heute zu vergleichen?

Fachwerkrosetten erzählen vom Geschäftsleben

Beim Gang durch die mit Fachwerkhäusern hübsch ausgestatteten Altstadt, die einst eine Weserinsel war (Bodos Insel oder Bodos Werder – also Bodenwerder), lässt sich darüber sinnieren. Die Bremer Lagerhäuser in der Weserstraße mit ihren Eichenbalken und bunten Rosetten machen dabei mächtig Eindruck.

Die Weser als Verkehrsader hat hier schon früh zu der Verbindung zur nördlichen Hansestadt Bremen geführt. Die ruhige, schmucke Stadt Bodenwerder mit der zauberhaften Umgebung an der Weserbiegung ist am Nordende des Naturparks Solling-Vogler ein ganz reales Ziel. Es gibt sie wirklich.

Rosa und weiß – die Rühler Schweiz im Frühjahr

Nun bietet sich noch eine Wanderung vom östlichen Weserufer hinauf zum Lehmbrink an und weiter zum Bodoturm. Der befindet sich auf 412 Metern, liegt schon mitten im erwähnten Naturpark und lässt die Rühler Schweiz erahnen. Die ist dann am Ebersnackenturm, der nächsten Etappe, erreicht.

Da blühen die Kirschbäume und Schlehenbüsche, ein Farbenmeer in rosa und weiß. Das passende Fest ist immer am vorletzten Wochenende im April. Aber das ganze Jahr hindurch ist die Rühler Schweiz eine Art Geheimtipp für Wanderfreudige.

/