Hann. Münden

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne

Doktor Eisenbart

Aus Sicht von Doktor Eisenbart ist jedes Wehwehchen mit der Hammermethode zu vertreiben. „Er kuriert die Leut‘ nach seiner Art“, war eines der geflügelten Worte über den Wanderarzt der Barockzeit.

Auf dem Marktplatz vor dem Rathaus praktizierte er, und genau dort, im Herzen Hann. Mündens, werden auch heute noch regelmäßig seine „Doktorspiele“ veranstaltet.

Wer dann hochschaut, entdeckt das Glockenspiel am Giebel des Rathauses. Täglich um 12, 15 und 17 Uhr treten die Figuren heraus. Sie bilden Szenen von Doktor Eisenbart nach, dem legendären Handwerks-Chirurgen, der 1727 in dieser Stadt starb. Übrigens waren seine Heilerfolge und Methoden weitaus besser als sein (heutiger) Ruf.

Drei Flüsse und das Stapelrecht brachten Wohlstand

Doch war die Stadt nicht für etwas anderes bekannt? Genau, ihre drei Flüsse! 1247 begann der Wohlstand, denn der Braunschweiger Herzog Otto I. hatte Münden das Stapelrecht verliehen. Das hieß: Kaufleute, die mit ihren Booten auf Werra, Fulda und Weser unterwegs waren, mussten den Bürgern drei Tage lang ihre Waren anbieten.

So waren die Mündener immer bestens versorgt, hatten erstklassige Dinge zum Weiterverkauf und konnten sich so Prachtbauten leisten. 700 Fachwerkhäuser aus sechs Jahrhunderten sind heute noch zu bewundern, wie in kaum einer anderen deutschen Stadt.

Na klar, der Weserstein auf dem Tanzwerder muss jetzt kommen. Es sind nur ein paar Schritte von der Altstadt aus, und schon ist der Zusammenfluss von Werra und Fulda zu sehen. Wie schön: Die meisten Flüsse auf der Welt haben nur eine Quelle, die Weser aber hat zwei. Wie schon Hermann Hesse dichtete: Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.

Das ist hier genauso. Der Weseranfang ist etwas zum Hinterherblicken und -träumen.

Eine Kirche dient als Café

Doch jetzt zurück in die Altstadt. Es gibt eine Kirche, St. Aegidien, die entweiht ist und als Café dient. Dort zu sitzen und seinen Tee zu genießen, serviert eine besondere Atmosphäre. Wem der Sinn nach einer „richtigen“ Kirchen steht – St. Blasius, eine dreischiffige, gotische Hallenkirche, unten romanisch, oben mit welscher Haube auf dem Turm, bietet sich an.

Auch St. Elisabeth ist sehenswert; im Stadtteil Altmünden steht noch die Kirchenruine von St. Laurentius.

Wo Elisabeth Luther half

Dann ist endlich Zeit für den Besuch des Welfenschlosses, 1501 auf Geheiß von Herzog Erich I. im gotischen Stil errichtet. Es brannte dann allerdings recht schnell ab, wurde 59 Jahre später neu aufgetürmt. Die Frau Erichs I. wohnte lange Zeit im Schloss und war glühende Anhängerin Martin Luthers. Herzogin Elisabeth unterstützte den Reformator tatkräftig.

Zwei Renaissancegemächer sind heute noch im Schloss anzuschauen. Wandgemälde tragen zur Pracht bei. Übrigens war das Welfenschloss später Kaserne, Kornspeicher und Forstakademie. Als Amtsgericht dient es noch heute, neben Stadtarchiv und Bücherei. Am schönsten aber ist das Städtische Museum im Schloss. Es lohnt einen Besuch unbedingt.

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Advent, Advent, der Turm brennt

So bleibt vielleicht noch ein Abstecher zum Fährenpfortenturm. Er ist 40 Meter hoch und steht unter Denkmalschutz. Einst diente er als Mauerturm und war Teil der Stadtmauer. Von hier aus führte ein Weg zu einer Fähre über die Fulda (daher der Name für den Turm).

Wer heute zum Turm mit Aussicht möchte, geht durch das schicke Meer an Fachwerkhäusern Hann.Mündens in die südwestliche Ecke der Stadt. Im Advent wird der Turm rot angestrahlt, oben steht die Nachbildung einer gelben Kerze – wie hübsch!

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