Schloss Hämelschenburg

Als Anna Feldherr Tilly entgegenritt

Familie Klencke hat hier Großes geschaffen und nachhaltig ist es auch noch, denn das Wasserschloss ist heute noch im Besitz der Familie. 1437 begann die Geschichte des gesamten Ritterguts. Rund 130 Jahre später kam die erste freistehende Kirche nach der Reformation hinzu, die im evangelisch-lutherischen Glauben errichtet wurde.

Das Wasserschloss selbst wurde 1588 bis 1613 errichtet, doch bevor es fertig war, starb Jürgen Klencke. Dann begann der Dreißigjährige Krieg (1618) und um Haaresbreite wäre das wunderschöne Ensemble aus Wesersandstein in Schutt und Asche auf ewig verschwunden. 

Gesiegt ohne zu kämpfen

Doch Klenckes Frau Anna von Holle ließ es nicht soweit kommen. Die feindlichen Truppen unter dem berüchtigten Feldherren Tilly standen vor der Hämelschenburg. Anna holte tief Luft, zog ihre Reitstiefel an und schwang sich auf ihr Pferd. Sie ritt einfach dem Feldherrn entgegen, was ihn sicherlich überraschte.

Sie legte dem General einen Schutzvertrag vor. Der willigte ein, und so wagte es kein Soldat, das Schloss zu betreten. Die 14-fache Mutter hatte gesiegt ohne zu kämpfen. 

Übrigens überlebten zwölf ihrer Kinder bis ins Erwachsenenalter, was damals angesichts hoher Kindersterblichkeit selten war. Ihr ältester Sohn führte dann das Rittergut mit dem prächtigen Schloss.

Pilger auf dem Jacobsweg

Er brachte es auf eine heute noch zu besichtigende stattliche Sammlung an Möbeln, Gemälden, Glas und Waffen. Der Empfangsbereich, das Entree, ist auffällig konzipiert. Die Pilgerhalle besticht durch ihre in den Sandstein modellierten Jacobsmuscheln. Pilger auf dem Weg ins spanische Santiago de Compostela, schon damals auf dem Jacobsweg unterwegs, legten hier oft Rast ein.

Der Rote Saal ist mit seinem Kamin und den Porträtbildern ein Kleinod. Der Esssaal mit der langen Tafel und den Jagdtrophäen vervollständigt den Rundgang durchs Innere.

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Laves Grabpyramide

Auch von außen ist der Stil der Weserrenaissance gut zu erkennen, was das Ensemble unverwechselbar macht. Schloss- und Gutshof sowie Park und Mühlengelände sind ebenso gut zu besuchen. Gegenüber lädt ein Café mit Biergarten zum Verweilen ein.

Da lässt sich locker über die Schlossgeschichte sprechen, die couragierten Frauen und die lange Tradition. Vielleicht erzählt auch jemand noch von der Grabpyramide im Schlosspark, die Georg Ludwig Friedrich Laves 1855 als Mausoleum für die Familie anlegte. 

Sie ist heute leer. Dann ist Zeit, Danke zu sagen bei den heutigen Besitzern Christine und Lippold von Klencke. Sie haben das Familienerbe bewahrt und restauriert. Die Anlage zu besichtigen, ist ein Erlebnis.

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