Fagus-Werk Alfeld

Kunst, Technik und Handwerk vereinen sich

Die Geschichte des Fagus-Werks

Ein Weltkulturerbe der UNESCO zum Ausmalen – wie wunderbar. Es lässt Spielraum für Farben. Die Formen sind vorgegeben auf dem Vordruck, der sich auf den Internetseiten des Fagus-Werkes Alfeld herunterladen lässt. Es ist nicht nur ein Spaß für Kinder.

Alle können hier die Struktur der einmaligen Schuhleistenfabrik sehen, die Walter Gropius 1911 ins Leinetal stellte. Es war sein Erstlingswerk, mehr noch: Der junge Architekt gründete bald eine ganze Stilrichtung. Bauhaus nennt die sich.

Walter Gropius gründete sie als Kunstschule 1919 in Weimar. Kunst, Technik und Handwerk vereinen sich, genau wie hier beim Schuhleistenbau.

In diesem Bauhaus-Stil sind auch Gebäude vom Erzbergwerk Rammelsberg in Goslar geschaffen worden oder eine Siedlung in Celle. Es gab noch etwa 50 weitere Bauhaus-Künstler. Doch das Alfelder Fagus-Werk war die Wiege der Stilrichtung. 2011 würdigte das schließlich auch die UNESCO – 100 Jahre nach dem Richtfest.

Leicht und transparent – eben echt Bauhaus

Es lohnt sich, ein paar Details anzuschauen. Da ist die stützenlose Ecke. Hinter dem Glas der Eckfenster befindet sich ein Treppenhaus. Licht und Luft geben den Gebäuden von Gropius immer eine Leichtigkeit und Transparenz.

Kipp- und Drehfenster gehören dazu, ebenso Flachdächer. Markisen gegen zu viel Hitze wurden angebracht. Der zweite Bauabschnitt, schon 1913 realisiert, fügt sich nahtlos an. Schuhleistenfabrikant Carl Benscheidt expandierte rasch, so dass er Gropius flugs anbauen ließ.

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Übrigens geben mehrere kurze Video-Guides von der Internetseite des Werkes vorzüglich Auskunft über das Weltkulturerbe. „Fagu“ erzählt da ganz munter, was überhaupt Schuhleisten sind. Der Leisten ist das Herz des Schuhs. Er ersetzt quasi den Fuß, über den ein Schuh geformt wird.

Für Stöckel- bis Tanzschuh immer die passende Leiste

Beim Blick hinter die Kulissen, also in diesem Fall durch die Fenster, sind die Modelleure der Schuhleisten bei der Arbeit im Hochparterre zu sehen. Fagus, der Name des Werkes, bedeutet Buche. Das ist das lateinische Wort für diese Baumart. Aus Buche wurden damals die Schuhleisten gefräst. Heute sind sie meist aus Kunststoff.

Ob Stiefel, Sandale, Stöckelschuh, Gesundheitsschuh oder Tanzschuh – die Vielfalt ist enorm, und ständig werden neue Schuhformen produziert.

Die Modelleure in Alfeld entwerfen all diese Modelle, bauen die passenden Leisten dazu und sind in ihrem Verständnis eine Mischung aus Künstler, Handwerker und Fußformexperte. „Keinem soll später der Schuh drücken“, lautet die goldene Regel.

Eine Miniatur vom großen Fagus-Haus

Spannend wird es dann an der Gleiswaage. Da erläutert „Herr Gropius“ dem kleinen „Fagu“ in einer Folge der sprechenden Führung einen architektonischen Schachzug, denn der Bauhaus-Architekt entwarf die kleine Gleiswaage als Miniatur des großen Fagus-Hauses dahinter.

Von den Gleisen aus können Bahnreisende das heute noch am besten sehen. Die Anlage diente dazu, die Waggons mit den Hunderten von Baumstämmen zu wiegen, die angeliefert wurden (und die leeren Waggons danach zurück zu wiegen).

Selbst mal Gropius sein

Nun ist es an der Zeit, sich eine andere Vorlage herunterzuladen: Male dein Traumhaus! Auch hier gibt es ein paar rechte Winkel und Flachdach. Selbst einmal Gropius sein, das inspiriert zu ganz neuen Hausbau-Ideen – spielerisch Bauhaus weiterdenken.

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