Schloss Bückeburg

Liebliche Klänge erfüllen die Herrschaftsräume

Klavierklänge locken. Sie sind fast überall im Schloss zu hören. Wer spielt heute? Ist es Alexander Prinz zu Schaumburg-Lippe selbst oder seine Frau Mahkameh Navabi? Die Iranerin jedenfalls ist Konzertpianistin und übt fast täglich. Wie sehr die beiden doch die Klassik verbindet, wobei der Prinz mehr für den Jazz in die Tasten greift!

Des Adeligen dritte Ehe scheint das reine Glück zu sein. Das Paar ist schon länger zusammen, geheiratet wurde im Herbst 2020. Sein inzwischen erwachsener Sohn aus erster Ehe war als Trauzeuge dabei. Patchwork läuft also!

433 Quadratmeter Festsaal – ein Genuss

Und dann dieser 9,20 Meter hohe Festsaal – ein gemalter Hochgenuss! Gerade läuft eine Besuchergruppe durch und schaut sich um. Alle sind begeistert. 433 Quadratmeter dafür sind keiner zuviel. Gut, andere haben ein Zehntel davon gerade mal als Wohnfläche, aber dieses Schloss ist absolut sehenswert und zählt zu den schönsten im ganzen Weserbergland.

Schon 1302 wurde auf der Schlossinsel eine Wasserburg angelegt, damals zur Überwachung der wichtigen Handelsstraße Hellweg, die vor der Tür vorbei führte. So richtig in Schwung kam die Bückeburg dann 1601, als Ernst von Holstein-Schaumburg den Ort zu seiner Residenz machte, Stadtrechte verlieh und das Schlossportal am Marktplatz errichten ließ.

Jetzt geht es weiter in die Schlosskapelle mit den vergoldeten Schnitzereien. Auch ein paar Räume hinter den Kulissen gehören zum Rundgang. Weißer Saal und Gelber Salon sind hübsch anzusehen. Gartensaal und Gemäldegalerie versetzen die meisten in Staunen. Die eine oder andere Anekdote wird aufgetischt.

Europaweit einmalig: das Mausoleum

Nun geht es weiter durch den weitläufigen Park ins Mausoleum. Geheimnisvoll, einzigartig und prachtvoll nennt das der Hausherr. Es ist jedenfalls ein von innen vergoldetes Familiengrab, 1911 bis 1916 erbaut von Fürst Adolf (und seinen Helfern). 18 Familienmitglieder sind dort beigesetzt, weitere acht im Urnenfriedhof außerhalb.

Doch allein diese 42 Meter hohe Kuppel ist Gold wert (und sieht auch so aus). Es ist Europas größtes Mausoleum. Achtung, vielleicht kommt gleich der Fürst vorbei. Er ist häufiger hier, denn hier ruhen seine Eltern und sein älterer Bruder. Er starb 1983 bei einem Motorradunfall.

Pferde machen Spagat in der Luft

Was es hier sonst noch zu sehen gibt, ist die einzige Hofreitschule in Deutschland. Die in Wien ist bekannter, doch hier schon einmal beim Training im Historischen Reitsaal zuzuschauen, ist selbst für die ein großes Erlebnis, die nicht selbst reiten. Pferde, die in der Luft einen Spagat hinlegen – wer bitte hat das schon einmal gesehen?

Die seltenen Barockpferderassen werden hier trainiert. Übrigens heißt dieser Verteidigungssprung aus der Barockzeit, den die Pferde hier lernen, Kapriole. Wieder etwas gelernt!

Im Marstallmuseum nebenan ist dazu noch mehr zu erfahren. Die lange Tradition geht hier bis in vorchristliche Zeit zurück. Und die Hofbereiter sind immer offen gewesen für andere Reitweisen. Ob Loriot schon einmal hier war?

Jedenfalls würden hier alle seinem Satz aus dem „Kosakenzipfel“-Sketch zustimmen: Reiter werden ja immer gebraucht! Und hier tanzen sie mit ihren Pferden zu Barockklängen. Das Bückeburger Schloss ist Musik.

/