Lügde

Brennend interessant - ein Strohrad erzählt

Aus Sicht eines Strohrades, das Ostern nach Jahrhunderte alter Tradition brennend in Lügde zu Tal rollt, geht es in dem Ort ziemlich rund. Das Eichenrad, gefüllt mit Stroh, wiegt etwa 270 Kilogramm, und es könnte locker erzählen von der Zeit Karls des Großen bis heute.

Damals schon war es üblich, am Ostersonntag das flammende Spektakel auf den Hängen oberhalb der Ortschaft abzuhalten. Jedes Jahr werden sechs dieser Räder mit 1,7 Meter Durchmesser angefertigt, mit einer Widmung versehen, in der Emmer – so heißt der Fluss in Lügde – gewässert und dann mit zwei Zentnern Stroh vollgestopft. 

243 Fachwerkhäuser brannten

Das Strohrad hat noch mehr Feuer auf Lager. Lügde hat sehr viele Stadtbrände erleben müssen. Am schlimmsten war es 1797 im September. Damals brannte das heutige Heimatmuseum (ein typisches Ackerbürgerhaus), und da kräftiger Wind das Feuer anfachte, standen innerhalb weniger Stunden 243 der 315 alten Fachwerkhäuser in Flammen.

Rathaus, Schulen, Pfarrhaus, Brauhaus und viele weitere Häuser bestanden nur noch aus einem Schutthaufen. Leider war auch die gesamte Ernte verbrannt. Zum Glück gab es aber keine Toten. Und das Überraschendste: Innerhalb von nur 34 Jahren hatten die Lügder ungefähr 200 Fachwerkhäuser wieder aufgebaut. Sie prägen bis heute die Altstadt.

Genauso sind die etwa 1,5 Kilometer lange Stadtmauer sowie Teile der Wallanlage erhalten. Was bei einem Rundgang auch nicht fehlen darf, sind Ziegenbrunnen mit bronzenen Ziegen daran, das ehemalige Franziskanerkloster,  das schon erwähnte Heimatmuseum, die Kilianskirche und vor allem das Dechenmuseum.

Abenteuer im Emmerauenpark

Da fühlt sich das Strohrad heimisch, denn Dechen sind Brauchtumswächter. Sie pflegen in ihrem Dechenverein die Ostertradition und organisieren jedes Jahr den Osterräderlauf. Nun empfiehlt das Strohrad, das verständlicherweise den Auslauf liebt, einen Abenteuerspielplatz.

Der Emmerauenpark mit Biergarten und Café sowie dem „Emmer Beach“ hält dazu alles parat, Sport, Spiel und Sonnenbad inklusive. Auf der Parkbühne treten im Sommer sonntags öfter Unterhalter auf.

Der Kartograf und die Zahl Pi

Er wurde 1582 in Lügde geboren. Und zum Abschluss präsentiert das Strohrad noch einen berühmten Sohn des Ortes, den Mathematiker Johannes Gigas.

Zwar hat er zum Leidwesen des Strohrades nicht die für es wichtige Zahl Pi erfunden (für Nichtmathematiker: Der Umfang des Rades sind zweimal der Radius mal die Zahl Pi), aber Gigas war der erste, der maßstabsgetreue Karten herstellen konnte. Er berechnete sogar den Erdumfang damals schon recht genau. Und dazu brauchte er die Zahl Pi.

/