Stadthagen

2022 auf 800 prickelnde Jahre blicken

Das Haus hat Geschichte – die Amtspforte. Es ist schon deshalb ideal, hier eine Stadterkundung zu starten, weil innen von Schaumburger Trachten über Mammutknochen bis zum Steinkohlebergbau alles verraten wird, was Stadthagen ausmacht(e).

Dazu kurz Johann Wolfgang von Goethe: „Man erblickt nur, was man schon weiß und versteht.“ Somit ist das eine gute Grundlage, Stadthagen zu verstehen.

Ein Blick noch zum Amtshaus selbst. Es ist nicht nur Museum, sondern mit 500 Jahre alter Holzarchitektur, Inschrift und Schlossgarten ideal, das Flair der Stadt auf sich wirken zu lassen.

Gleich um die Ecke steht zudem noch eines der ältesten und größten Schlösser der Weserrenaissance. Dort waren einst die Schaumburger Grafen zu Hause, heute laufen dort zahlreiche Zahlen zusammen – es ist das Finanzamt.

Hausinschriften regen die Fantasie an

Wer nun Richtung Marktplatz schlendert, sieht auf Fachwerkhäuser in ihrer Schönheit. Das Besondere in Stadthagen sind dabei die gut erhaltenen Hausinschriften. Dabei kommt der Charakter des Hauses zum Ausdruck. Hier wird etwas in Latein, da in Niederdeutsch formuliert. Da sind religiöse Verse en vogue. Oft Gefühle und Gedanken des Besitzers. 

Häuser sind dadurch ganz eigene Zeugen ihrer Zeit und ihrer Bewohnerschaft. Am Haus Klosterstraße 34 heißt es: Die Freude ist der Schlüssel zum Glück. Die Inschriften stoßen beim heutigen Betrachter Fantasien an bis hin zur Frage: Was würde ich heute draußen an mein Haus schreiben?

Der Hit: 30 Jahre Schienenpferdebahn

Bei Christian Ruhe ging es um Mobilität. Er war zunächst Pferdekutscher für ein Hotel in Stadthagen. Sein Auftrag: „Holen Sie die Gäste vom Bahnhof ab!“ 1897 kam er auf die Idee,  Schienen für eine Pferdebahn durch den Ort zu legen.

Mehr als 30 Jahre prägte sie das Stadtbild und den Stolz der Stadthäger, denn das war weit und breit einmalig. Legendär war dabei der „dicke Friedrich“, ein Schaffner namens Friedrich Bulmahn, der sein Herz am rechten Fleck hatte und immer einen flotten Spruch auf den Lippen.

Weltläufig mit Büschings Erdbeschreibungen

Es gab in Stadthagen noch einen anderen Friedrich, Anton Friedrich Büsching. Er wusste immer, wo es langging. Bekannt wurde der Pfarrer und Schulleiter, weil er zwischen 1752 und 1765 in vielen dicken Bänden die Welt beschrieb.

Die „Neue Erdbeschreibung“ listete detail- und kenntnisreich die Geografie verschiedener Länder auf. Dazu war der studierte Theologe weit herumgekommen, etwa als Schulleiter in St. Petersburg. Später wurde er Professor in Göttingen.

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Das Siebeneck ehrt Fürst Ernst

Auch Stadthagen hatte einst eine Universität. Die Fakultäten Philosophie, Theologie, Jura und Medizin gehörten dazu. Zu verdanken war sie Fürst Ernst. Und der liegt in einem prächtigen Sarkophag im prunkvollen Mausoleum – ein siebeneckiger Zentralbau mit Bronzefigurenensemble.

Das Gebäude ist der St. Martini-Kirche angegliedert. Tja, Stadthagen ist ein kultureller Meilenstein mit 800 Jahren prickelnder Geschichte. Und die wird 2022 gebührend gefeiert.

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